neulich auf dem Wochenmarkt von Vera Cruz, habe ich mir eine Moto Mocambo*, Pepinito 400, unter’n Arm geklemmt.

Einige therapieren den Winterblues gerne mit Handarbeit, so geht’s mir auch. Aber meine treue Bonnie passt mir gerade wie Beatrice Kiddo ihr Sporchtanzug. Vor ein paar Tagen in den Trainings-Sierras von Andalusien:

Und deshalb kommt der mexikanische Scrambler im nächsten Winter in den Beauty-Salon.
Ich werde was völlig anti-Trendisches draus machen. Einen 80th Soft Cruiser! Ha, auf dem Zug fährt noch keiner, oder? Toastbrotrücklichtturm mit Bratpfannenblinker, Hirschlenker, Stufensitzbank, Trompetenauspuff und viel Chrom habe ich schon besorgt.

Könnte dann ungefähr so aussehen:

Aber vielleicht lasse ich sie auch erstmal so... ;-)



Bis gleich auf'm FT, komme latürnich mit meinem Möhrchen, freu' mich riesig!
Piet
*: Motos Mocambo nannten bis Ende der 80er ein Koch und seine Crew ihre Kräder, die sie in der Lagerhalle des Mocambo zusammenschraubten. Das Mocambo ist ein in die Jahre gekommenes Grand Hotel in Vera Cruz, am Golf von Mexiko.
Der motorradbegeisterte Koch, wurde in London geboren und verbrachte seine Lehrjahre in einer Fernfahrer- und Rockerfutterbude an der North Circular Road. In seiner Freizeit saß er oft auf der anderen Seite des Tresens oder hatte großen Spaß mit den Jungs um den Block oder runter ans Meer zu heizen.
Den Vagabunden zog es bald in die weite Welt. Bis Ende der 70er tingelte er durch Kalifornien, dann durch Mexiko und kam über Acapulco nach Vera Cruz, immer begleitet von Motorrädern und dem Meer, seine beiden Leidenschaften neben dem Kochen, die er auslebte.
So auch während seiner Mocambo-Zeit.
Ein guter Bekannter aus der Szene arbeitete im Container-Hafen neben dem Wochenmarkt. Während seiner Verpflegungseinkäufe traf der Koch diesen Kumpel und erfuhr so brandheiß, in welcher dunklen Ecke sich in dieser Nacht ein Container mit Motorrädern befinden würde. Diese kamen meistens aus Japan und waren bis zum Rand vollgestopft, so dass es in all den Jahren nicht auffiel, das ab und zu mal eins verschwand. Auch, weil der Koch und seine Mannschaft sich so liebevoll um diese Mopeds kümmerten, dass man hinterher nicht gerade an 80er-Jahre Massenware dachte.
Gemäß dem Einsatzzweck und der Brieftaschendicke fiel der Stil aus: funktional, leicht, low budget. Die notorisch klammen Jungs liebten es, an illegalen Strandrennen teilzunehmen oder im frühen Morgengrauen durch Häuserschluchten und über Promenaden Verfolgungsjagden zu trainieren. Denn so manches Mal schon musste das auf den Leib geschneiderte Gerät aufgegeben werden, wenn der Spielverderber Poli mit Vornamen zum Anhalten aufforderte und ein unvergitterter Meerblick nur noch mit Fersengeld erkauft werden konnte.
Das alles erzählte mir Jorge, als er mir das Moped verkaufte. Er war damals Oberkellner und der beste Freund vom Koch. Er hat noch ein paar Karren aus der Mocambo-Zeit im Schuppen und schraubt immer noch, um seine spärliche Rente aufzubessern.
Was der Koch jetzt mache, wollte ich wissen. Jorge sagte, er ging wieder nach Europa, nach Südspanien, ans Cabo de Gata, und betreibt dort eine wilde Strandbar, die sogar der Lieblingsschuppen von The Clash-Sänger Joe Strummer wurde. Oh prima, sagte ich, ich kann ihn von dir grüßen, in Andalusien bin ich gerne mal und da liegt die ‚Bar de Joe‘ auf dem Weg!