Ich habe ein paar Monate gebraucht, um meinen ersten Ausflug neben die Straße zu verdauen. Nach 20 Jahren auf dem Motorrad ein neues Erlebnis. Aber nun, da die Lady wieder auf den Rädern steht und die Fahrfreude zurückgekehrt ist, möchte ich Euch mal die Story runterschreiben und ein paar Bilder zeigen.
Also so sah mein Schätzchen bis zum September letzten Jahres aus:

Auf dem Weg zum Glemseck kam es dann bei Erbach im Odenwald zum Unglück.

Der Bremshebel des Herstellers V-Trec - ironischerweise Modell „Safety“ genannt - stand kurz vor einer Kurve im 90° Winkel nach oben und ich griff ins Leere. Ich muss ihn von unten mit den Fingern erwischt haben, sodass dieser nach oben klappte. Eigentlich soll das dazu dienen, dass er im Falle eines Umfallers nicht bricht. Der mit ABE versehene Hebel ist allerdings so konstruiert, dass er nicht per Feder wieder zurückkommt, sondern oben stehen bleibt.
Als ich das Teil installiert habe, war ich mir dieser Gefahr leider nicht bewusst. Ich möchte aber andere warnen, damit sie von Unfällen dieser Art verschont bleiben. :<§>:
Glücklicherweise gab es auf der schmalen Straße keine Leitplanken, zudem war ich recht langsam unterwegs. Ich bin also mit gebremstem Hinterrad über die Kurve hinaus einen kleinen Hang hinuntergefahren und wurde dann von einem querliegenden Baumstamm gestoppt. Deshalb musste ich über den Lenker absteigen, die Bonnie kippte einmal vornüber.
Mit dem Krankenwagen ging es für mich dann in die Notaufnahme, wo dann glücklicherweise keine schweren Verletzungen festgestellt wurden.
Meine Bonnie hatte es allerdings schlimmer getroffen:

Als der ADAC sie nachhause brachte, wanderte sie erst einmal in die Garage. Ich hatte keine Nerven, mir den Schaden anzusehen.
Eine Woche nach dem Unfall trat ich eine lange geplante Reise an und verschwand mit dem Rucksack drei Monate lang in der südlichen Hemisphäre.

Das war scheinbar die richtige Therapie, denn nach meiner Rückkehr im Januar habe ich mich an die Bestandsaufnahme getraut. Die war ernüchternd.
Gabelrohre, Gabelbrücken, Vorderrad, Bremsscheibe, Vorderachse, Schutzbleche, Lampe, Armaturen waren krumm und hinüber. Auch das Blech am Ende des Rahmens hatte beim Überschlag etwas abbekommen.



Glücklicherweise war der Aufprall auf weichem Waldboden, sodass die meisten anderen Teile erhalten blieben. Der Motor hatte keinen Kratzer, der Tank war in Form. Der Rahmen schien bis auf das hintere Blech ebenfalls in Ordnung. Also bin ich einige Tage lang mit eins, zwei kalten Bierchen um den Torso gelaufen und habe gegrübelt, was aus meiner Lady werden soll.

Nach ein paar hilfreichen Telefonaten mit Rainer und Christopher habe ich mir irgendwann gedacht: Wenn Du sie wieder aufbaust, dann soll sie anders aussehen. Christopher hat mich unglaublich hilfsbereit mit Ersatzteilen versorgt. Dafür auch hier nochmal dicken Dank!
In Anbetracht der zerstörten Teile und der verfügbaren Ersatzteile, habe ich mich nun für eine moderne Variante entschieden.
Die Klassik-Freunde unter uns mögen mir verzeihen, der klassische Look gefällt mir auch sehr gut. Diesmal sollte es eben neumodischer werden.

Mit meinem Schrauberkumpel habe ich mich an die Arbeit gemacht. Die Bonnie trägt nun den gesamten Thruxton-Vorderbau mit 17Zoll-Vorderrad. Die Chrom-Motordeckel haben mir auf dem grauen Motorgehäuse nie richtig gefallen, deshalb sind sie nun schwarz. Das Heck wurde durch den Raisch-Rundbogen wieder in Form gebracht. Da ich die zwei Endtöpfe behalten und damit kein seitliches Kennzeichen haben wollte, haben wir an den Bogen Rundmaterial und eine Kennzeichenplatte geschweißt. Direkt am Rundbogen hätte das Kennzeichen einen fast waagrechten Winkel gehabt, Bierdosen konnten man bei der Probe jedenfalls drauf abstellen.
Die Sitzbank hat ein Freund und begnadeter Hobbysattler am Motorrad geformt und danach bezogen.

Außerdem gab es noch einen neuen Lack von einem befreundeten Lackierer. Der hat wie der Sattler starke Arbeit geleistet.
Mittlerweile sind die Umbauten auch getüvt und ich kann wieder cruisen.
Das Ergebnis nach 6 Monaten Demontieren, Reparieren, Konstruieren, Fluchen und Freuen seht Ihr hier:












Vielleicht sieht man sich ja mal an einem Treff oder auf einem Treffen

Bis dahin wünsche ich jedem nun umso mehr eine allzeit gute Fahrt!