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Vietnamesisch - Deutscher Lenkkopflagerwechsel

Verfasst: 29. Aug 2016, 10:09
von damenschneider
Soodala,
auf dem Rückflug von Frankfurt nach Hanoi bestand ein Teil des Übergepäcks aus dem dringend benötigten neuen Lenkkopfkegelrollenlagersatz SSH 903R nebst
35cm langem verzinktem Eisenrohr, Außendurchmesser 5cm, ebenso langer 12er Gewindestange mit stabilen Unterlegscheiben und ein paar Muttern und dem Kukko
Innenauszieher 21-6 und die dazu passende Gegenstütze 22-2 dazu einen Elektrikermeißel 25 cm lang mit schmaler scharfer Schneide und einen kurzen Fliesenmeißel
10 cm lang mit ebenfalls nicht zu breiter Schneide und eine Tube Liqui Molly Lagerfett.

Die Informationen über Werkzeug und Anwendung hab ich mir zusammengesucht und vorher überlegt wie das denn gehen könnte mit dem Lenkkopflagerwechsel.
Ich hab das Werkstatthandbuch gelesen und Videos geguckt.
Damit ich nicht alleine dastehe sollte etwas schiefgehen hab ich auf die Klimaanlage zu Hause verzichtet und einen Platz in meiner Lieblingswerkstatt gebucht.

Das Eisenrohr habe ich 2 Tage vor dem Lagerwechsel vorne und hinten abdrehen lassen damit es plan auf der herausgetriebenen Lagerschale sitzt wenn ich das
neue Lager einschlage.

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Um die auf das Steuerrohr gepresste Lagerschale zu lösen habe ich erst mit dem Elektrikermeißel dann mit dem Fliesenmeißel einen Spalt zwischen
Staubschutzmanschette und Lagerschale getrieben. Immer schön links und rechts abwechselnd bis genug Luft entstand um Manschette und Lagerschale vom Steuerrohr
runter zu treiben. Leider sind trotz aller Vorsicht kleine Grate auf dem Lagersitz entstanden, ein Mechaniker drückte mir eine Feile in die Hand mit der der Lagersitz recht schnell wieder plan gefeilt war.

Die so herausgetriebene Lagerschale hat Herr Huong mit dem Dremel innen etwas ausgeschliffen, damit sie, als Zwischenstück nach dem Eintreiben der Neuen Lagerschale benutzt, leicht wieder abgeht. Was sie dann auch tat.
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Als nächstes mussten die Lagerschalen aus dem Lenkkopfrohr raus. Dafür habe ich den Innenauszieher mit Gegenstütze : INAZmiGEST (im Deutschen kommt man leider nicht um Akk's rum) an den Start gebracht. Schneider ü 50 hantiert mit 2 kg Werkzeugstahl.
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Mit Hilfe des Gewindestabes und der echt fetten Unterlegscheiben wollte ich die neuen Lagerschalen einziehen. Wie der Teufel es will lies sich ein Verkanten der
Lagerschale, besonders der Unteren nicht vermeiden, sodass mir Herr Huong helfen musste. Einer von uns hat oben das System auf Spannung gehalten, der andere von unten mit vorsichtigen bis ehr kräftigen Hammerschlägen die jeweilige Schräglage der Lagerschale ausgeglichen.
Heißluftföhn und Gefrierfach haben wir nicht benutzt.
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Die letzten 3 mm hab ich die Lagerschale mit Hilfe des gedrehten Alten reingetrieben. Es ist ein schönes Klonggeräusch wenn die Schale auf Kontakt kommt mit dem
Lagersitz.
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Dann haben wir (alleine wäre ich verfault an der Aufgabe die zu Seite gehängten Lenker Instrumente Scheinwerfergehäuse usw. an Ihren Platz zu bringen und zu fixieren) flugs alles wieder zusammengebaut, WHB gerecht die Steuerrohrmutter handfest angezogen, die Zweite Mutter gekontert. In Ermangelung des
Triumph Spezialkonterschlüssels hab ich die Kontermutter mit Hammer und Schraubenzieher gekontert. Groß genug ist ja die Mutter um nicht daneben zu hauen.
Ein netter Forist hat mir ein Foto von dem Schlüssel zukommen lassen, ich habe es inzwischen maßgetreu ausgedruckt und eine Schablone aus Plastik gemacht.
Heute Abend bring ich die zu einem Werkzeugmacher der sollte 2 Schlüssel aus 3 bis 4 mm dicken Stahlblech schneiden können. Spätestens zum Nachstellen
komm ich nicht ohne die Schlüssel aus.

Hier noch ein Foto der Originallagerschalen Koyo SAC3055-1, SAC 2647-1, nach 22.000km.
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Summa summarum: wie leichtgängig und exakt so eine Lenkung doch sein kann. Das Flattern beim Freihändig fahren zwischen 60 und 70 ist weg.
Zweimal hab ich mir vorm Cafe das Kreuz verrissen als mir die Bonnie fast neben die Tischgarnitur gefallen ist wegen der Hakelei im Lenkkopf, auf dem Übungsplatz war es die letzten paar Mal auch nicht mehr soo lustig. Die gegenüber den Vietnamesischen Straßenbauern geäußerten Verwünschungen wegen des vermeintlich welligen Fahrbahnbelages nehme ich zurück und leite sie an die Konstruktionsabteilung von Triumph weiter.


Gruß aus Hanoi
Hardy

Re: Vietnamesisch - Deutscher Lenkkopflagerwechsel

Verfasst: 29. Aug 2016, 11:49
von Moppedfritze
Wie immer,
mal wieder schön ge/beschrieben meint

der Moppedfritze :wink+:

Re: Vietnamesisch - Deutscher Lenkkopflagerwechsel

Verfasst: 7. Sep 2016, 08:25
von damenschneider
das Vietnamesische Spezialwerkzeug will ich nicht vorenthalten:
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4mm starkes Stahlblech geflext. Wird noch lackiert.

Re: Vietnamesisch - Deutscher Lenkkopflagerwechsel

Verfasst: 7. Sep 2016, 08:42
von Erpel
damenschneider hat geschrieben:4mm starkes Stahlblech geflext. Wird noch lackiert.
würde ich nicht machen, das Lackieren. Zerkratzt sowieso bei Benutzung und hinterläßt dann Farbstreifen an der Lenkkopflagermutter. Insofern lieber Ölen und der Korrosionsschutz sollte auch für Vietnamesische Tropenhitze ausreichen.