Abstimmung Federbeine - Gabelfedern

Fragen, Antworten und Hinweise zu den Modellen mit 790ccm und 865ccm
wobo

Abstimmung Federbeine - Gabelfedern

Beitrag von wobo » 24. Sep 2010, 16:13

Hi leute,

ich hab mir diese Woche die Öhlins auf meine Bonnie T100 gebaut. Ich hätte nicht gedacht, dass das soooooo viel ausmacht. :D

Da ich gerne kleine Nebenstraßen fahre und mir teilweise nach 10 Min die Eingeweide durcheinander geflogen sind, hatte ich mir von den Öhlins Besserung versprochen. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt. In Glemseck hat mich Rainer freundlicherweise darüber aufgeklärt, dass das schlechte Ansprechverhalten der Originaldämpfer dafür verantwortlich ist und er hat recht behalten.

Was mich allerdings wundert ist folgendes: Ich dachte immer, dass weiche Dämpfer für mehr Fahrkomfort sorgen. Nun habe ich aber festgestellt, dass die härtere Dämpfereinstellung (ich hab die verstellbaren Öhlins) ein angenehmeres Fahrgefühl vermitteln, als die weiche Einstellung. Mit der weichen Einstellung werden kurze Bodenwellen viel deutlicher in mein Rückrad weitergeleitet und das gesamte Fahrgefühl ist in den Kurven schwammiger. Mit der harten Einstellung habe ich den Eindruck, dass auch kurze Bodenwellen besser aufgefangen werden und das Fahrgefühl in schnell gefahrenen Kurven wesentlich stabiler ist (das ist verständlich). Härtere Fahrwerksinstellung muß also nicht umbedingt unbequemer sein. Ist das Einbildung, oder habt Ihr ähnliche Erfahrung gemacht?

Ich frage desshalb, weil ich nun auch die Gabelfedern vorne ändern möchte und noch nicht so recht weiß, was da das richtige ist.

LumiBiker

Beitrag von LumiBiker » 24. Sep 2010, 16:27

Moi moi,
also wenn Du schon ordentlich in die Öhlinge investiert hast, würde ich die Federn vorne auch noch machen.

Ich habe gerade letzte Woche die Wilbers Federn und 20 er Öl eingebaut/füllt und meine erste Testfahrt ging über Kopfsteinpflaster.

Vorne war es ein Unterschied wie Tag und Nacht und das Poltern kam nun deutlich nur noch von hinten. So habe ich mir die Öhlins bestellt und warte nun sehnsüchtig auch den Postman.

Grüße
Lumi

Nobby

Beitrag von Nobby » 24. Sep 2010, 16:32

Lumi, kannst Du bitte in aller Kürze die Gabelfederaktion referieren?!

Also: 1.Wilbers-Gabelfedern bestellen
2. 20er Gabelöl
...war da nicht noch was mit nem bestimmten Abstand vom Öl bis zur Oberkante? Voll eingefahren ohne Feder gemessen oder wie oder watt?!

Und: Dein Ergebnis heißt "Straffere Gabel"? Kann man das so sagen?

Nobby

Crayon

Re: Abstimmung Federbeine - Gabelfedern

Beitrag von Crayon » 24. Sep 2010, 16:37

wobo58 hat geschrieben:…dass die härtere Dämpfereinstellung (ich hab die verstellbaren Öhlins) ein angenehmeres Fahrgefühl vermitteln, als die weiche Einstellung…
Das is ganz logisch. Mit einer "härteren" Dämfereinstellung werden die
Bewegungen des Federbeines Reduzier.
Wenn Du wenig Vorspannung hast und recht viel Dämpfung bekommst
Du ein sänftenartiges Fahrverhalten.
Wenn Du dagegen viel Vorspannung hast und wenig Dämpfung fährt sich
das Mopped wie ein Rodeopferd.

Gruß Kai

Crayon

Beitrag von Crayon » 24. Sep 2010, 16:41

Nobby hat geschrieben:...war da nicht noch was mit nem bestimmten Abstand vom Öl bis zur Oberkante? Voll eingefahren ohne Feder gemessen oder wie oder watt?!…
Abstand 120mm von Öl zur Oberkante vom Gabelholm.
Bei ZUSAMMEN geschobener Gabel. OHNE Feder.

Sonst wid dat nix :mrgreen:

LumiBiker

Beitrag von LumiBiker » 24. Sep 2010, 16:42

Bonni Setup:
1. Federn kaufen + Oel 20w
2. Gabel raus
3. Deckel auf Hülse, Scheibe und Feder raus
4. Oel ausleeren dabei auspumpen bis nix mehr raus kommt
5. Gabel ganz reinschieben
6. neues oel einfüllen und mit einem Zollstock genau 150 mm abmessen bis die Spitze des Zollstocks gerade benetzt ist.
7. min 20 x langsam pumpen bis alle Luft raus ist
8. noch mal messen
9. neue Feder mit engerer Wicklung nach oben rein
10. Scheibe drauf
11.Hülse rein
12. Deckel zuschrauben
13. Gabel wieder einbauen
14. Festziehen und schauen ob sie leicht und gleichmäßig einfedert.
15 Klemmen noch mal einzeln vorsichtig lösen das nichts verspannt ist
16. Anziehen

17. Spass haben :wink+:


Gruss
Lumi

LumiBiker

Beitrag von LumiBiker » 24. Sep 2010, 16:44

Abstand 120mm von Öl zur Oberkante vom Gabelholm.
Bei mir stand 150 mm für die Bonni auf der Wilbers Packung von Rainer !?!?!

Gruss
Lumi

Crayon

Beitrag von Crayon » 24. Sep 2010, 19:18

Kann gut hinkommen hab bei meiner Thrux auch 140mm Füllhöhe.
(Packungsangabe Rainer)
Ich glaube mopedschraube hat letztens was von 120 für die
Thrux geschrieben und das hatte ich noch im Kopf.

Nobby

Beitrag von Nobby » 24. Sep 2010, 19:58

Merci vielmals..!!

Nobby

paule

Beitrag von paule » 24. Sep 2010, 20:02

Crayon hat geschrieben:Kann gut hinkommen hab bei meiner Thrux auch 140mm Füllhöhe.
(Packungsangabe Rainer)
Ich glaube mopedschraube hat letztens was von 120 für die
Thrux geschrieben und das hatte ich noch im Kopf.
jupp

ich hab 130mm jetzt :wink:

:wink+:

twinfan

Re: Abstimmung Federbeine - Gabelfedern

Beitrag von twinfan » 24. Sep 2010, 20:06

Crayon hat geschrieben:
wobo58 hat geschrieben:…dass die härtere Dämpfereinstellung (ich hab die verstellbaren Öhlins) ein angenehmeres Fahrgefühl vermitteln, als die weiche Einstellung…
Das is ganz logisch. Mit einer "härteren" Dämfereinstellung werden die
Bewegungen des Federbeines Reduzier.
Wenn Du wenig Vorspannung hast und recht viel Dämpfung bekommst
Du ein sänftenartiges Fahrverhalten.
Wenn Du dagegen viel Vorspannung hast und wenig Dämpfung fährt sich
das Mopped wie ein Rodeopferd.

Gruß Kai

einwand euer ehren:


die vorspannung hat nix mit der ein/ausfedergeschwindigkeit zu tun...die kennlinie der feder ändert sich dadurch nicht...es wird lediglich das niveau reguliert bzw. der negativfederweg eingestellt

was für ein rodeoverhalten verantwortlich ist, ist auch nicht die dämpfung sondern die zugstufe...wenn die zu lasch ist, dann fängt die kiste an nachzuwippen

ein verstellen der zugstufe hat auch immer einen einfluss auf die dämpfung (einfedergeschwindigkeit)...das ist bauartbedingt nicht zu vermeiden


@wobo58 und wen´s interessiert:


wer die möglichkeit eines verstellbaren fahrwerks mit getrennter zug und druckstufe hat, sollte die zugstufe so einstellen, dass die kiste grad nicht nachwippt...so kann das hira den max. möglichen grip unter den gegebenen umständen aufbauen...und die dämpfung so, dass bei korrekt eingestelltem negfederweg (n paar mm hin oder her tun kein abbruch) das federbein auf der teststrecke 1x an seine grenzen kommt (die teststrecke sollte von der kategorie sehr übel sein um auch andernorts noch genügend reserven zu haben)

was ist für harte schläge verantwortlich?:

zu viel zugstufe


hintergrund: das federbein federt ein und kann nicht schnell genug wieder ausfedern...dadurch "zieht" sich die federung auf schlechten streckenabschnitten immer weiter in den progressiven bereich der umlenkkinematik hinein...im progressiven bereich (also wenns aufs ende des federwegs zugeht) wird die federung härter --> harte schläge ins kreuz

da wir aber keine umlenkung haben, sondern direkt angelenkte federbeine (die federung beschreibt ja auch eine kurve...nur ist die nicht so progressiv wie bei moppeds mit umlenkung sondern linearer...daher sind ja aktuelle moppeds alle mit umlenkung um das federungsverhalten mehr beeinflussen zu können) haben wir n ganz anderes problem:

die dämpfer sind zu weich abgestimmt und der komplette federweg bei buckeln wird aufgebraucht...dazu kommt noch n schlechtes ansprechverhalten...das fühlt sich in der realität so an als sei der bock bretthart und federt nix, dabei ist der federweg aber komplett aufgebraucht und es ist schlicht weg nix mehr zum federn da (so bei meiner alten wilbers eco linie die bei gebrauchtkauf drin war...da gabs ne umrüstaktion um dem dilemma entgegen zu wirken)

durch ein generell härter abestimmtes federbein bewegt man sich nun vom endanschlag weg...kein aufsetzen am anschlag...keine harten stöße ins kreuz

wie stell ich das federbein richtig ein?:

kabelbinder um die kolbenstange und schauen, wie weit der kabelbinder auf deiner teststrecke richtung anschlagpuffer geschoben wird...sitzt der kabelbinder auf und lässt sich das über den negativfederweg nicht regulieren, dass man davon weg kommt --> härtere feder und shimpaket anpassen...

den negativfederweg kann man schon mal etwas geringer einstellen...nur ist der z.b. bei bremsmanövern wichtig...wenn nämlich kein negfederweg vorhanden ist, dann kann da auch nix ausfedern, wenn du vorne in die klötze steigst...dein heck wird dadurch schnell leicht...die fuhre fängt zum schwänzeln an und wird instabil

über die dämpfungsstufe wird die einfedergeschwindigkeit reguliert und nicht der aufgebrauchte federweg...ein federbein mit getrennter high und low speed einstellung hat also die möglichkeit getrennt eingestellt zu werden...nämlich im high speed (schnelle dämpferbewegung) bereich für z.b. kanten, buckel und schlaglöcher und sowohl im lowspeed (langsame dämpferbewegung) bereich bei z.b. langen, sanften wellen im asphalt...soweit ich das jetz auf der rille hab ist low speed in einem bereich von 1-2m federungsgeschwindigkeit pro sekunde und high speed darüber...auch hier sind beide stufen aber voneinander abhängig...eine zu weite spreizung in der einstellung nicht möglich

vorne:

an der gabel haben wir nicht so viele möglichkeiten (außer du baust auf ne gabel eines supersportlers a la cbr600 oder triumph tt600 usw. um)...da unten ist nur ne flöte drin und kein shimpaket...das öl wird also nur durch n paar bohrungen verdrängt...mit der ölviskosität kann man also die durchflussgeschwindigkeit verändern

generell sind die seriengabeln zu weich abgestimmt...das fängt bei den federn an...meine serienfeder hatte ne rate von 73kg/cm...ich fahr mittlerweile ne 90er feder

was war das problem:

durch die weiche serienfeder hab ich auf m möpi sitzend schon 50mm aufgebraucht...bei 100mm gesamtfederweg ist das viel zu viel...für die straße sagt man (grob...das hängt auch immer vom jeweiligen moped und dessen umlenkkinematik sprich progressives verhalten zum ende hin ab...beispiel...ne speed triple fährt man mit wenig negativfederweg hinten, dass man von dem progressiven bereich der umlenkung rauskommt, der da sehr brachial abgestimmt ist und somit schnell harte schläge ausgeteilt werden und die federung sehr trampelt) mit fahrer 1/3 gesamtfederweg = negativfederweg mit fahrer...ergo so umme 33 - 35mm


back zu meiner gabel: dadurch, dass ich schon 50mm im stand aufgebraucht hatte bin ich schon auf normalen straßen bei 90mm aufgebrauchten federwegs angekommen...also zwar noch vom anschlag weg...aber man hat jede kante und buckel auf die flossen bekommen, da einfach konstant im harten bereich unterwegs


das wichtigste also ist, erst mal die passende federhärte für sein fahrergewicht zu finden und über den ölstand korrigier ich das luftpolstervolumen und somit die härte gegen ende zum federweg hin um ein durchschlagen zu vermeiden...ist das luftpolster aber zu klein, wird die gabel auch generell härter...das luftpolster hängt also auch immer von der federhärte ab

beim bremsen fällt das schnell auf:


wenn ich da zu wenig öl fahr, sackt mir die gabel durch und ich bin auf anschlag (originalabstimmung war bei mir so) ...wenn dann noch ne welle kommt - die gabel aber schon auf anschlag ist - kanns auch mal schnell dahin gehen

durch ein hinzugeben von öl wird nun das luftpolster oberhalb des öls verringert...weniger luft lässt sich weniger verdichten --> die gabel wird zum ende hin härter und schlägt nicht mehr durch


das dumme an den flötensystemen: man hat keine abstimmungsmöglichkeit...wenn man n zu dickes öl fährt hat man zuviel zugstufe...wenns zu dünn ist hat man zu wenig und die kiste fährt wieder rodeo...knoff hoff + try and error

man könnte die bohrungen an den flöten zuschweissen, neue bohrungen setzen (größer oder kleiner je nachdem was man beeinflussen will) oder je nach anforderung vorhandene vergrößern...aber dazu muss halt immer wieder die gabel zerlegt werden...und bis man das richtige setting hat...das kann dauern


tipp von mir...nehm keine progressiven federn...ich versteh bis heut nicht warum die leute drauf schwören...das ist absoluter käse...die progressive feder hat nämlich zwei verschiedene wicklungsabschnitte...einen mit kurzen und einem mit weitem wicklungsabstand...der teil mit den kurzen wicklungsabständen ist der weiche...und der legt sich zusammengebaut ziemlich schnell an, weshalb du hauptsächlich auf dem linearen teil rumfährst...ergo...gleich ne lineare einbauen und das direkte fahrverhalten genießen

ganz zum schluss:


ein fahrwerk immer so weich wie möglich und so hart wie nötig einstellen...dies begünstigt max. grip und entlastet die reifen...was nämlich n fahrwerk nicht verarbeiten kann, muss der reifen übernehmen...sprich...er verschleisst schneller und wird härter beansprucht...dies hat dann teils zur folge, dass sich die karkasse zu sehr erwärmt und der reifen evtl. irgendwann über sein temperaturfenster hinausschießt --> haftungsabriss

viel spaß beim schrauben


gruß



twinfan
Zuletzt geändert von twinfan am 24. Sep 2010, 20:19, insgesamt 4-mal geändert.

JollyRogers

Beitrag von JollyRogers » 24. Sep 2010, 20:06

Das Mopedschraube-Komplettprogramm für meine Bonniegabel war Folgendes:

Bild

Progressive Bonnie-Gabelfedern von Wilbers (links auf dem Foto), die Aussenflächen der Federn schnell im Drehbank mit Scotchbrite und Polierpaste geglättet/poliert
->Vermindert das Haftreibungsmoment, also besseres Ansprechen

SAE20-Oel mit Füllhöhe 120mm (1 Liter hat genau ausgereicht) und je ein Loch in der Dämpferhülse/Flöte um 0.3mm auf 4.3mm Durchmesser aufgebohrt. Dafür muss die Gabel aber zerlegt werden (Sucht schon mal einen alten Besenstiel). Wenn sie es dann schon ist, kann sie auch viel besser vom alten Gabelöl gereinigt werden, die Rohre können schön poliert werden und es dürfen jetzt auch gleich noch schöne neue Teflon-Gleitlager rein.
-> Wieder weniger Reibung

Beim Zusammenbau den oberen Dichtring dick noch mit Silikonfett vollmachen bevor der Abschlussgummi draufgestöpselt wird
-> Ihr ahnt es sicher schon, noch weniger Reibung

Das Moped muss dann, nur durch sein Eigengewicht, also ohne Fahrer vorne 20 mm eintauchen (Check mit Kabelbindern). Da dies bei mir aber 26mm war, habe ich beidseitig eine zusätzliche Distanzscheibe von 6 mm gedreht und oben auf die Distanzhülsen gelegt, dann hat das genau gepasst.

Mit mir als Fahrer taucht die dann 30mm ein, ist aber wohl doch stark abhängig vom Fahrergewicht, Federrate und der Sitzposition/Lenker

Es hat sich wirklich gelohnt: Federrate, Dämpfung und Ansprechverhalten sind für mich perfekt, das viel zu starke Eintauchen beim harten Anbremsen, das beängstigende Vorderrad-Stottern in welligen Kurven oder gar Durchschlagen sind seither nie mehr aufgetreten, obwohl ich wirklich Alles probiert habe :oops:

Huckleberry

Beitrag von Huckleberry » 24. Sep 2010, 20:52

@twin
@jolly

es ist toll von euch Tips zu bekommen, Mopedschraube du bist auch nicht vergessen !

Das finde ich an diesem Forum so genial, es gibt Leute die kompetente Antworten geben, und die haben sie sich, wie auch immer, erarbeitet und davon profitieren wir alle.

Aber mal ganz ehrlich, ich kann zwar kleine Brötchen backen, aber Federbeine einstellen....... dafür brauche ich euch vor Ort,
weil ich glaub verstehen werd ichs so schnell ned.

gruß Huck

JollyRogers

Beitrag von JollyRogers » 24. Sep 2010, 21:01

Hallo Huck, was für eine Freude, erst gestern noch auf der Wiesn und heut schon wieder fit und munter und auch noch Bremsbeläge ausgetauscht? Was für a zäha Bua :lol+:
Recht hast Du, wo wäre ich mit meiner Bonnie heute ohne dieses geniale Forum ? :+top:

Huckleberry

Beitrag von Huckleberry » 24. Sep 2010, 21:06

@ Jolly wir versehen uns

Manchmal ist der Bua doch gscheider :lol+:


ganz lieber gruß Huck

Antworten