Hallo Mike und Thomas,
darf ich euch einen Tipp aus langjähriger Fehlersuche geben, obwohl ich das beruflich eher im Bereich Dieselmotoren mache? Ihr seid nach der Sommerphase (Sommer nicht mal das machen?) am Hammerpunkt angelangt (Jetzt hammer schon alles gemacht und das As läuft immer noch nicht!). Am Hammerpunkt hift nur eins: Ganz von vorne anfangen und nicht mehr im Forum diskutieren sondern machen! Ihr habt nämlich bei Eurer Fehlersuche etwas übersehen und das könnt ihr nur bei einem Neuanfang finden.
Als erstes macht Ihr euch eine Liste, auf der stehen die einzelnen Maßnahmen und in der zweiten Spalte die Ergebnisse. Dazu gehört z.B. der Kompresssionsdruck und die Probefahrt auf einem geraden Stück Autobahn mit Notieren der erreichten Höchstgeschwindigkeit. Die Probefahrt muss nach jedem Repararturversuch durchgeführt und sauber dokumentiert werden. Nur so kann man im Rückblick sehen ob das As nicht vielleicht zwei Macken auf einmal hat. Nicht zu viel auf einmal, mal drüber schlafen und am nächsten Tag über die Liste gucken. Dannn fällt einem oft die richtige Idee wie Schuppen aus den Haaren.
Hier mal ein Vorschlag, wie ich vorgehen würde:
1) Tauscht die 2 Zollkrümmer und die Auspufftöpfe gegen Originale, damit das Thema vom Tisch und aus euren Köpfen ist.
2) Wenn vorhanden, mit dem Endoskop in die Brennräume gucken, sonst Kompressionsprüfung: Wenn schlecht, Ölspritzer in den Zylinder, neue Kompressionsprüfung. Steigt der Kompressionsdruck bei der zweiten Messung an, Kolbenschaden. Also Kopf ab, Zylinder runter. Steigt der Kompressionsdruck nicht an, Ventilproblem: Nur Kopf ab.
3) Kompression gut: Ventildeckel und Limadeckel runter: Steuerzeiten (Markierungen i.O.?), Nockenwelle i.O, Riefen? Nockenhub i.O.? (Nachmessen!) (i.O.= in Ordnung)
4) Vergaser und Auspuffkrümmer (siehe 1) runter. Blick in die Kanäle: Blumenkohl auf den Ventilen? Wenn ja, Ventile ausbauen und reinigen.
5) Durchflussmenge Benzinhahn prüfen. Benzin 6 Minuten in einen Messbecher laufen lassen. Die gemessene Menge mal 10 müsste mindestens 20 Liter ergeben. Wenn zu wenig, Tank und Benzinhahn reinigen.
7) Vergaser bis zur letzten Schraube zerlegen. Gehäuse ins Ultraschallbad, aber ohne Membranen. Alle Kanäle durchblasen, Gehäuse auf Risse prüfen, alle Düsen(größen) und Einstellungen prüfen. Drosselklappen fest auf der Welle? Vergaser neu einstellen, Probefahrt.
Probefahrt mit Originalbedüsung.
Alternative wäre eine Organspende. Von einem gut laufenden Motorrad die Vergaserbatterie einbauen.

Luftfilterkasten öffnen und Restriktor wieder einsetzen. Probefahrt. Danach Lufischnorchel einsetzen.Probefahrt.
9) Zündanlage mit Sekundäroszilloskop unter Dampf prüfen. Drehzahlgeber an der Kurbelwelle mit Oszilloskop prüfen. Wenn Fehler vorhanden, nacheinander Zündspule mit Zündkabeln, Zündbox und Drehzahlgeber tauschen. Lichtmaschinenrotor auf festen Sitz prüfen.
So, wenn Ihr das gemacht habt, müsste ansich der Fehler aufgetaucht sein. Ich hoffe ich habe nichts vergessen. Die Reihenfolge ist fast beliebig, wenn die Arbeiten sauber dokumentiert sind. Ihr könnt ja bei den Messungen anfangen, die Ihr noch nicht durchgeführt habt. Sagt aber nie:"Das brauch ich nicht, das hab ich schon mal gemacht."
Viel Erfolg!
Hubert