Reifen selber demontieren und montieren

Was wird wie "geschraubt"?
Padi #4

Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Padi #4 » 23. Jan 2017, 23:14

Unter der Suchfunktion konnte ich dazu leider nichts finden ... :roll:

Ich wechsle seit etwa 5 Jahren die Reifen an meinen Motorrädern selber und spare dabei nicht nur Geld sondern viel Zeit und Ärger mit den Motorrad- und Reifenhändlern.
In der Zeit hatte ich schon mit Reifendimensionen vom normalen 120/70er Vorderreifen bis zum 240/45er Hinterradreifen gekämpft.

Nun habe ich aber zum ersten Mal mit der Thruxton R ein Motorrad mit Speichenrädern und Schlauch im Reifen.

Gibt es etwas besonderes zu beachten oder kann ich davon ausgehen, dass es ähnlich wie beim Fahrrad ist?
Kann mir jemand einige Tips geben und sagen was man(n) bezüglich Schlauch speziell beachten muss?

Gruss Padi :D


Meine einfache Montiervorrichtung:

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Auswuchten im alten Stil:

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Urs

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Urs » 23. Jan 2017, 23:57

Padi #4 hat geschrieben:Unter der Suchfunktion konnte ich dazu leider nichts finden ... :roll:

Ich wechsle seit etwa 5 Jahren die Reifen an meinen Motorrädern selber und spare dabei nicht nur Geld sondern viel Zeit und Ärger mit den Motorrad- und Reifenhändlern.
In der Zeit hatte ich schon mit Reifendimensionen vom normalen 120/70er Vorderreifen bis zum 240/45er Hinterradreifen gekämpft.

Nun habe ich aber zum ersten Mal mit der Thruxton R ein Motorrad mit Speichenrädern und Schlauch im Reifen.

Gibt es etwas besonderes zu beachten oder kann ich davon ausgehen, dass es ähnlich wie beim Fahrrad ist?
Kann mir jemand einige Tips geben und sagen was man(n) bezüglich Schlauch speziell beachten muss?

Gruss Padi :D


Meine einfache Montiervorrichtung:

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Auswuchten im alten Stil:

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Du musst selbst wissen, was Du tust.
Das Auswuchten (scheint statisch zu sein) ist OK.
Zu Deiner Montiervorrichtung will und kann ich mich aus professioneller Sicht nicht äussern.

Es ist im weitesten Sinn ähnlich wie beim Fahrrad.
Ähnlich.
1. Felgenband kontrollieren.
2. Höhen- und Seitenschlag kontrollieren/korrigieren.
3. Speichenspannung kontrollieren/korrigieren.
4. Korrekten Reifenaufzug (Rundlauf) kontrollieren.
5. Auswuchtung kontrollieren/ korrgieren.
5. Luftdruck kontrollieren.

Udo

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Udo » 24. Jan 2017, 09:06

Moin Padi

Habe das in Vergangenheit auch immer so wie du gehandhabt. Bei meinen Gussrädern!
Montagevrorrichtung nach dem gleichen Prinzip.

Als ich dann zum ersten mal die Speichenräder der Thruxton montieren wollte, scheiterte ich bereits an der Fixierung des Rades.
Denn damit sich selbiges beim montieren nicht dreht, kommt da ein Haltebolzen rein, der das Rad fixiert.

Da bei mir diese Kräfte größer waren, als es die Speiche wollte, hab ich es gelassen, bevor diese Schaden nimmt.
Denn für eine einzelne Drahtspeiche ist das zu viel.
Denke, daß die der neuen Thruxton auch nicht stabiler sind, weil ja nicht für sowas ausgelegt.

Also wenn Du das trotzdem ausprobieren möchtest, gib auf die Speichen 8.

Gruß

Nobby

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Nobby » 24. Jan 2017, 09:25

Wenn Du schonmal beim Fahrradreifenmontieren den Schlauch beschädigt hast, weisst Du, was dich beim Motorradschlauchreifenmontieren in potenzierter Form erwartet, da der Motorradreifenmantel nun mal zigfach stabiler, d.h. auch beim Hebeln widerborstiger, ist. Prickelnd wird das Ganze dann dadurch, dass ein vielleicht angekratzter Schlauch während der Fahrt platzen kann, und das ist beim Motorrad- ungleich unangenehmer als beim Fahrradfahren.

Nobby


P.S. Das (s.o.) heisst nicht, dass es nicht geht.

fordprefect

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von fordprefect » 24. Jan 2017, 09:57

Ein gute und fachgerechte Reifenmontage ist sicherlich eines der wichtigsten Aspekte für eine gute und sichere Fahrt ! Ich kenne den einen oder anderen guten Montierer. Die kommen meist aber nicht aus der Restauratoren-, Künstler- oder Zahntechnikerecke. Ist wie mit allem, man kann alles lernen. Und oft erzielt der geübte Laie mit Liebe bessere Ergebnisse als der gelernte Profi im Stress kurz vor dem Feierabend. Was es sicherlich nicht vereinfacht, sind die Schlauchlosreifen, die mangels Alternative bei Speichenrädern mit Schlauch verwendet werden müssen und deutlich höhere Kräfte beim Aufziehen erfordern. Zu frühen R 80 G/S- Zeiten mit 4,00-18 Reifen lag dem Bordwerkzeug ein Satz Reifenhebel bei. Zur Übung hat mein BMW- Kollege auch schon mal erfolgreich eine feldmäßige Montage gemacht. Auf dem Markt gibt es aber für Garage und Rennstrecke heute günstige Hilfsmittel, mit dem jeder geübte Selbstschrauber Erfolg erzielen kann. Und es ist ein ziemlich gutes Gefühl, wenn man neue Reifen, Gerät und Können kurz vor dem Urlaub bei sich zuhause hat. Beispiel:

http://www.gp503.de/index.php/reifenmontage.html

Als (vielleicht eher unnötiger) Tipp bei der Montage mit Schläuchen: Nach dem Einfädeln des Schlauches diesen etwas aufblasen. Das mindert das Einquetschrisiko zwischen Schlauch / Reifen / Montagewerkzeugen und zentriert den Schlauch besser im Bett. Die Freigängigkeit des Ventils ist immer ein Thema. Zur Anordnung der Rändelschraube am Ventil gibt es verschiedene Philosophien.

Gruß, Fordprefect

racerbene

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von racerbene » 24. Jan 2017, 10:52

Ich wechsle meine Reifen auch selber, geht recht gut, wenn man vorsichtig mit Schlauch, Felge und werkzeug umgeht.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir hin und wieder ne Macke in die Felgen reinpfusche, aber damit kann ich leben.

Der Grund der Eigenmontage ist die Unabhängigkeit vom Reifenhändler, vor allem den Fahrzen zu und von Selbigem.

und Zeit für die Montage im Keller hab ich abends genügend :-)

Eingequetschte Schläuche gibts natürlich auch immer mal wieder, aber c'est la vie........

Gruss Bene

Pingel

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Pingel » 24. Jan 2017, 13:42

Ich wechsle auch selbst nach diversen negative Werkstatt-Erfahrungen. Ganz klassisch mit Montiereisen und Felgenschonern und Abdrücken des alten Reifens im Schraubstock. Auswuchten wird meines Erachtens überbewertet, speziell bei unseren Mopeds und bei Stollenreifen sowieso. Dieses Video zeigt, wie einfach es geht.

racerbene

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von racerbene » 24. Jan 2017, 15:19

ausserdem finde ich es nicht schlecht, wenn man an seinem eigenen Bike auch ein paar Sachen selber macht, verstärkt die Bindung Mensch - Maschine :D :D :D

Gruss Bene

Urs

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Urs » 24. Jan 2017, 16:19

Bis jetzt muss ich sagen: Sehr gute Kommentare. :+top:
Zum Thema Schlauch:
Grundsätzlich habe ich zwei Einbaumöglichkeiten (ich lasse mich aber gerne von weiteren überzeugen):

Generell:
Ich nehme zusätzlich Talkum-Puder, welches man entweder in der Reifeninnenwand oder auf den Schlauch selbst aufträgt.
Das begünstigt zusätzlich die neutrale Schlauchinstallation innerhalb des Reifens.

1. Die Defensive Methode:
Reifen erstmal über den einen Hump rüberziehen. Dann den Schlauch via Ventil durch den Felgenring durchstossen einfädeln (ist oft wie durch Fordie beschrieben eine echte Kraftnummer). Man wird aber damit belohnt, dass keine sogenannte "Snakebites" auftreten. Dann den Schlauch leicht aufgebläht in dem Reifen verlegen. Dann den Reifen über den zweiten Hump (von Hand oder via Maschine) überstülpen.

2. Die Offensive Methode:
Zuerst das Schlauchventil durch die Felgenöffnung führen und mit der mitgelieferten Mutter mit möglichst grossem Spiel kontern (Verhindern des Rausrutschen's). Dann den Reifen an genau dieser Stelle zuerst über den Felgenwulst stülpen und dann über den ganzen. Dann den Reifen über den leicht aufgeblasenen Schlauch und dann ein zweitesmal über den Felgenring stülpen.

In beiden Fällen VOR dem Schlauchaufpumpen prüfen, dass der Schlauch nirgends eingeklemmt ist (dem vorher auf den Schlauch oder im Reifeninnern aufgetragenen Talg sei Dank!).

Dann Pumpen und Auswuchten.
Und natürlich auf Rundlauf prüfen.
Das war's.
Egal welche Methode: Mit Respekt ausgeführt funzt jede Methode.

Ich hoffe, dass ich untertänigst etwas zur Frage beigetragen zu haben habe. :wink:
Zuletzt geändert von Urs am 26. Jan 2017, 04:19, insgesamt 1-mal geändert.

Henry III

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Henry III » 24. Jan 2017, 17:22

@ Urs,
kann dir nur zustimmen, bis jetzt sehr brauchbarer Thread mit guten Ansätzen.
Ich gehe davon aus, dass du Talkumpuder meinst, und nicht den "richtigen" Talg.
Das erstere ist recht staubig, während letzteres einfach zu fett ist.....

:wink+: Henry

Urs

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Urs » 24. Jan 2017, 17:24

Hast sowas von recht, Henry.
:+x+: :+top:
Wobei:
Nach neuerlicher Durchlesung habe ich zumindest einmal von "Talgpulver" geschrieben.
Wie auch immer: Ich liebe dieses Forum (hätte ich "Dich" geschrieben wäre das vermutlich schräg angekommen :mrgreen: ).

Anderst gesagt:
Mit "Talgpulver" meinte ich natürlich "Talkumpulver".
:wink+:

PS:
Den "richtigen, fettigen Talg" habe ich in der Vergangenheit an genau einem Ort gebraucht: Bei den Pedalen bei Klavieren. :lol+:

Erpel

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Erpel » 24. Jan 2017, 17:45

Urs hat geschrieben:Den "richtigen, fettigen Talg" habe ich in der Vergangenheit an genau einem Ort gebraucht: Bei den Pedalen bei Klavieren. :lol+:
Als Inselt bezeichnet wird er heute auch noch in der Industrie verwendet um in wässrigen Umgebungen (Turbinen, off-shore, ...) Schraubengewinde vor Korrosion zu schützen. Funktioniert über Jahre, gibt es kaum bessere synthetische Mittel. Womit wir wieder beim einsatz am Mopped wären.

Urs

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Urs » 24. Jan 2017, 17:49

Erpel hat geschrieben:
Urs hat geschrieben:Den "richtigen, fettigen Talg" habe ich in der Vergangenheit an genau einem Ort gebraucht: Bei den Pedalen bei Klavieren. :lol+:
Als Inselt bezeichnet wird er heute auch noch in der Industrie verwendet um in wässrigen Umgebungen (Turbinen, off-shore, ...) Schraubengewinde vor Korrosion zu schützen. Funktioniert über Jahre, gibt es kaum bessere synthetische Mittel. Womit wir wieder beim einsatz am Mopped wären.
Sehr interessant, wirklich! :+top: :wink+:

Padi #4

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Padi #4 » 25. Jan 2017, 01:15

Danke vielmals für die vielen GUTEN TIPS :+top:

Ich freue mich schon auf den ersten Reifenwechsel :D

Das einzige was mir leicht Sorgen bereitet, dass die Speichen Schaden nehmen könnten vom Anschlagbolzen der Reifenmontier-Vorrichtung :shock:
Bei diesem System welches ich benutze wird ein Bolzen eingesetzt der verindert, dass die Felge beim Drehen vom Reifenmontierschuh sich drehen kann.
Bei den Gussfelgen sind diese Speichen natürlich stabiler, aber so eine Drahtspeiche müsste doch diese Kraft aushalten oder täusche ich mich da? :fra:

Übrigens Macken und Beschädigungen an den Felgen hat es bei mir nie gegeben und ich hatte in den letzten Jahren sicher gegen 15 Mal vorne und hinten die Reifen gewechselt.
Der vordere Reifen macht mir so oder so keine Sorgen, den stülpt man fast von Hand drauf :wink:

Udo

Re: Reifen selber demontieren und montieren

Beitrag von Udo » 25. Jan 2017, 05:00

Genau das meinte ich ja in meinem vorigen Beitrag.
Evtl. machste die Montierpaste schon beim Abziehen drauf, damit es besser flutscht.
Bei der 900er Thruxton war das alles sehr sehr stramm.
Drahtspeichen sind auf Zug belastbar und nicht auf Biegekräfte oder ähnliches.

Und klassisch mit Montierhebeln sind bei ner Alufelge auch mit Vorsicht zu genießen.
Bonnies und Scrambler haben stabilere Stahlfelgen, das geht besser.

Halt uns mal auf dem Laufenden.

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