Nach fast 35 Jahren Stummellenker, langem Tank und zurück verlegter Rastenanlage verlangten meine Knie nach einer aufrechten Sitzposition mit angenehmem Kniewinkel. Klassisch sollte es immer noch sein, der Motor zweizylindrig und Drehmoment schon von unten. Und so zwischen 80 -100 PS. Keine unzähligen Gummischläuche, kein Rahmengeflecht wie das Strickmuster meiner Großmutter.
Und dann wurde sie im Oktober 2015 vorgestellt –die Bonneville T120. Sie gefiel mir. Klassische Optik, schwarze Lackierung und Chrom. Viel Liebe zum Detail war auf den Fotos unverkennbar. Die sollte es sein. Ok – 80 PS waren schon die Untergrenze meiner Vorstellung. 2016 dann die ersten Kilometer. Das Ding drückt in dem für mich wichtigen Bereich zwischen 50-140 km/h richtig nach vorn. Geschwindigkeitsorgien jenseits der 180 km/h auf der Autobahn, dazu noch ohne Verkleidung, nein, das brauche ich nicht mehr. Die T120 macht mir Spaß. Ab 140/150 km/h wird es zwar zunehmend zäh. Bremsen? Wer vom Alteisen kommt, der ist auch mit der Bremsleistung hochzufrieden.
Alles Prima. Alles? Nein nicht alles.
Vom Fahrwerk war ich dann doch etwas enttäuscht. Zumal bei einem Listenpreis jenseits der 12.000,- Euronen. Sowas sollte nicht sein. Nein, es ist kein Pendeln. Die Kiste wippt bei leichten Unebeneinheiten nach, das vermiest vor Kurven die Linie. Kenne ich von meiner Le Mans nicht. Mindestens genau so daneben ist die Tatsache, dass die Federbeine hinten im Soziusbereich schon vor Erreichen des zul. Gesamtgewichtes – trotz höchster Federvorspannung - erbarmungslos bei Unebenheiten auf Block gehen. Für mich in diesem Preissegment nicht nachvollziehbar. Auch die Rückspiegel finde ich nicht optimal, ist aber eher marginal.
Fazit für die erste Saison 2016: Klasse Motorrad. Ich schaue sie mir gerne an, sie ist für mich zeitlos und der Motor macht bis 140 km/h richtig Freude. Optimaler Motor für Landstrassentouren. Für 2017 müssen andere Federbeine her.
2017: Öhlins sind hinten verbaut. Ein anderes Motorrad! Endlich klappts auch zügig durch die Kurven bei nicht pottebener Piste – dieser Straßenzustand wird ja in Deutschland immer mehr zur Regel als zur Ausnahme. Die Öhlins bügeln vieles weg. So soll es sein.
Einziger Nachteil der Öhlins, ich hatte es schon befürchtet: sie belegen, dass die Gabel vorn auch nicht unbedingt das ist, was man sich wünscht. Trotzdem ist es auch nur mit dem Wechsel hinten ein völlig anderes Fahren. Klasse! Nach jetzt ca. 1000 km mit den Öhlins hinten kam der Wunsch auf, mal das Kettenrad der Thruxton zu probieren. In der originalen Übersetzung kommt schon der Verdacht auf, die Leute bei Triumph haben der T120 gleich zweimal einen Overdrive spendiert. Ist bei dem Drehmoment zwar zu verkraften, aber probieren wollte ich die andere Übersetzung schon einmal. Die Bonneville wird deutlich dynamischer, ich fahre einen anderen, agileren Stil, sie wird von mir automatisch deutlich höher gedreht, es macht Spaß. Vor allem auf kurvigen Strecken. Aber die Bonnie bleibt eben Bonnie. Die Rasten setzen immer noch auf. Es ist kein Sportmotorrad. Und so etwas wollte ich auch nicht. Deshalb kann es durchaus sein, dass ich wieder zurück rüste. Irgendwie hat die originale Übersetzung schon was positives. Man entschleunigt, obwohl man immer noch zügig unterwegs ist. Ich bin mit der T120 davor kaum in Regionen oberhalb von 5.000 U/min unterwegs gewesen. Zumal sich dann auch Vibrationen bemerkbar machen. Aber diesen Test hats gebraucht.
Mit der Bonnie habe ich bisher alles richtig gemacht. Das Grinsen im Gesicht und die entspannte Freude nach der Tour lassen das Bier danach noch besser schmecken!
edit: Sorry, sollte eigentlich in die Rubrik "Plausch"
Ein Jahr Bonneville T120
Re: Ein Jahr Bonneville T120
Sehr schöner Bericht.
Ich kann sehr vieles von dem, was du sagst, nachvollziehen, am Motorrad in gleicher Weise auch feststellen und letztlich auch von der Einstellung her bestätigen. Einzelheiten nicht aber das liegt in der Natur der Sache, jeder hat andere Ansprüche, andere Wünsche und andere Ziele und erreicht den Zufriedenheitsgrad früher oder später. Was mich ein wenig irritiert ist der Aspekt, dass du von dem 42er Kettenrad zurückrüsten möchtest. Ich hingegen warte immer noch dringend drauf, dass es bei mir endlich montiert wird, obwohl ich grundsätzlich auch eher gemütlicher fahre und auch die Charakteristik der T120 schätze. Dennoch erschien sie mir von Anfang an einfach zu lang übersetzt und daran hat sich bis jetzt auch nichts geändert, zumal ich sie nicht über 140kn/h bewege und da ist der sechste dann noch lang genug, auch wenn er durch die Änderung der Sekundärübersetzung etwas an Kürze gewinnt.
Gruß, Heinz (der seine jetzt seit 1 Jahr und 1 Woche hat)
Ich kann sehr vieles von dem, was du sagst, nachvollziehen, am Motorrad in gleicher Weise auch feststellen und letztlich auch von der Einstellung her bestätigen. Einzelheiten nicht aber das liegt in der Natur der Sache, jeder hat andere Ansprüche, andere Wünsche und andere Ziele und erreicht den Zufriedenheitsgrad früher oder später. Was mich ein wenig irritiert ist der Aspekt, dass du von dem 42er Kettenrad zurückrüsten möchtest. Ich hingegen warte immer noch dringend drauf, dass es bei mir endlich montiert wird, obwohl ich grundsätzlich auch eher gemütlicher fahre und auch die Charakteristik der T120 schätze. Dennoch erschien sie mir von Anfang an einfach zu lang übersetzt und daran hat sich bis jetzt auch nichts geändert, zumal ich sie nicht über 140kn/h bewege und da ist der sechste dann noch lang genug, auch wenn er durch die Änderung der Sekundärübersetzung etwas an Kürze gewinnt.
Gruß, Heinz (der seine jetzt seit 1 Jahr und 1 Woche hat)
Re: Ein Jahr Bonneville T120
Hallo Amal ,
kann Deine Aussagen nur bestätigen.
Da ich noch ein Kampfgewicht von 100kg mit mir trage muss auch bei meiner Bonni mit dem Fahrwerk was passieren.
Welche Öhlins hast Du hinten : TR 634 oder TR 624 ?
Ist vorne auch ne Umrüstung geplant?
Danke für die Antwort
HinnerPälzer
kann Deine Aussagen nur bestätigen.
Da ich noch ein Kampfgewicht von 100kg mit mir trage muss auch bei meiner Bonni mit dem Fahrwerk was passieren.
Welche Öhlins hast Du hinten : TR 634 oder TR 624 ?
Ist vorne auch ne Umrüstung geplant?
Danke für die Antwort
HinnerPälzer
Re: Ein Jahr Bonneville T120
@backtobike: Die kürzere Übersetzung bietet schon deutlich mehr Fahrdynamik. Und auch beim zügigen Treiben (im Rahmen der T120-Möglichkeiten) mehr Spaß. Aber wie gesagt: auch die lange Übersetzung hat ihre Berechtigung beim "legeren" Dahingleiten. Ich bin mir zur Zeit nicht sicher, was sich durchsetzt bei mir. Was definitiv bei mir der Fall ist, ich nutze bei der kurzen Übersetzung nun alle 6 Gänge.
@HinnerPälzer: habe die TR 634 ohne Druckstufenverstellung. Reicht mir voll und ganz bei der T120. Die 634er sind schon klasse. Zudem passt meines Erachtens dieser Dämpfer besser zur klassischen Optik als der TR 624 (ist aber Geschmacksache wie so vieles). Vorne bisher alles original. Wird diese Saison wohl auch so bleiben. Das Cartridge System von Raisch ist aber im Blickwinkel. Ist ja irgendwann auch alles eine Kostenfrage. Halte dann die 634er in Kombination mit dem Gabelsystem vorn von Raisch schon für eine sehr, sehr gute Lösung.
@HinnerPälzer: habe die TR 634 ohne Druckstufenverstellung. Reicht mir voll und ganz bei der T120. Die 634er sind schon klasse. Zudem passt meines Erachtens dieser Dämpfer besser zur klassischen Optik als der TR 624 (ist aber Geschmacksache wie so vieles). Vorne bisher alles original. Wird diese Saison wohl auch so bleiben. Das Cartridge System von Raisch ist aber im Blickwinkel. Ist ja irgendwann auch alles eine Kostenfrage. Halte dann die 634er in Kombination mit dem Gabelsystem vorn von Raisch schon für eine sehr, sehr gute Lösung.
Re: Ein Jahr Bonneville T120
Bei der T120 ist der letzte Gang aber doch ab 65-70 km/h gut nutzbar. Ich bewege die T120 auf unseren kleinen Allgäuer Nebenstraßen meistens nur zwischen 2000 und 3000 U/Min und das sehr häufig im letzten Gang. Aber ich bin auch meistens nur "leger" am Dahingleiten
.

Re: Ein Jahr Bonneville T120
Jetzt, wo mir die Gänge angezeigt werden, brauche ich es nicht mehr: bisher ist es mir jedenfalls noch nicht passiert - wie vorher bei der T100 - , dass mein Fuß einen nicht vorhandenen oberen Gang einlegen wollte. Im Gegenteil, der letzte der Sechs wird kaum und dann immer bewusst genutzt.
Obwohl ich immer zu Zweit unterwegs bin reicht mir (bisher) die Dynamik mit serienmäßiger Sekundärübersetzung. Es ist für meinen Fahrstil (ich zähle mich weder zu der Kamikazefraktion noch zu den Blümchenpflückern) einfach immer genug Drehmoment da. Ich habe mir natürlich auch schon Gedanken über eine häufigere Einbindung des sechsten Ganges gemacht: das ginge tatsächlich nur über ein Verkürzung der Gesamtübersetzung. Aber - und das, finde ich, ist auch ein Aspekt - ist es ein gewisser Luxus mit weniger Schaltvorgängen zurecht zu kommen. Eigentlich passen, so meine Meinung, 6 Gänge gar nicht zum Charakter des HT 1200; fünf würden mir persönlich bei gleicher Sekundärübersetzung reichen, den Fünften sehe ich schon fast als Overdrive. Damit wäre der 6. für mich verzichtbar.
p.s.: gestern kamen wir bei sehr starkem NO-Wind zurück aus Fehmarn. Jetzt war tatsächlich der 6. angesagt, trotz höherer 'Segelstange' (LSL 'Roadster' zuzügl. +25 mm höher) und ohne Scheibe mit 140-160 km/h. Ergo: Alles gut wie es ist
Gruß
raginhart
Obwohl ich immer zu Zweit unterwegs bin reicht mir (bisher) die Dynamik mit serienmäßiger Sekundärübersetzung. Es ist für meinen Fahrstil (ich zähle mich weder zu der Kamikazefraktion noch zu den Blümchenpflückern) einfach immer genug Drehmoment da. Ich habe mir natürlich auch schon Gedanken über eine häufigere Einbindung des sechsten Ganges gemacht: das ginge tatsächlich nur über ein Verkürzung der Gesamtübersetzung. Aber - und das, finde ich, ist auch ein Aspekt - ist es ein gewisser Luxus mit weniger Schaltvorgängen zurecht zu kommen. Eigentlich passen, so meine Meinung, 6 Gänge gar nicht zum Charakter des HT 1200; fünf würden mir persönlich bei gleicher Sekundärübersetzung reichen, den Fünften sehe ich schon fast als Overdrive. Damit wäre der 6. für mich verzichtbar.
p.s.: gestern kamen wir bei sehr starkem NO-Wind zurück aus Fehmarn. Jetzt war tatsächlich der 6. angesagt, trotz höherer 'Segelstange' (LSL 'Roadster' zuzügl. +25 mm höher) und ohne Scheibe mit 140-160 km/h. Ergo: Alles gut wie es ist
Gruß
raginhart